Österreichische Bienenzüchtertagung 2025 in Imst (T)

Mitten in der Zuchtsaison gab es in Imst die Österreichische Bienenzüchtertagung, zu der Imkerinnen und Imker aus ganz Österreich angereist waren. Im Zentrum der Veranstaltung standen aktuelle
Herausforderungen der Bienenzucht und innovative Forschungsansätze zur Stärkung der Bienengesundheit.
Die Tagung bot praxisnahe Einblicke und zeigte, wie Forschung und Zuchtarbeit gemeinsam zur Bienengesundheit beitragen. Der Präsident des Österreichischen Imkerbundes, Reinhard Hetzenauer, und
der Kammerdirektor der Landwirtschaftskammer Tirol, Ferdinand Grüner, eröffneten die Veranstaltung im Bildungszentrum der Landwirtschaftlichen Lehranstalt. Im Anschluss führte Zuchtreferent
Helmut Undesser durch die Tagung. Am zweiten Tag lud die Belegstelle Gaistal zur Besichtigung und Jubiläumsfeier anlässlich des 50-jährigen Bestehens.
Zuchtarbeit
Als Kernthemen galten Strategien zur Bekämpfung der Varroamilbe sowie der gezielte Einsatz von Drohnen in der Zuchtarbeit. Dr. Lina Fölsch stellte zentrale Grundlagen der Varroaresistenzzucht
vor, mit Fokus auf VSH (Varroa Sensitive Hygiene), MNR (mite non-reproduction) und das sogenannte Recapping-Verhalten. VSH beschreibt ein natürliches Verhalten von Honigbienen, bei dem sie
Brutzellen erkennen, die von der Varroamilbe befallen sind - und diese gezielt öffnen und ausräumen. In Völkern mit ausgeprägtem MNR-Verhalten gelingt es der Varroamilbe nicht, sich erfolgreich
in der verdeckelten Brut zu vermehren. Die Milben dringen zwar in die Brutzellen ein, doch ihre Nachkommen entwickeln sich nicht oder sterben frühzeitig ab. Beim Recapping-Verhalten öffnen
Arbeiterinnen verdeckelte Brutzellen mit einem kleinen Loch, inspizieren die Zelle - und verschließen sie anschließend wieder, ohne die Larve zu entfernen. Durch das Öffnen wird der
Mikroklimazustand in der Zelle verändert. Das kann die Entwicklung der Varroamilbe stören oder sogar ihre Reproduktion verhindern. Fölsch erläuterte, wie diese Merkmale beobachtet und in die
Selektion integriert werden können.
Besonders interessant war ihre Zusammenfassung des internationalen Zuchtprojekts SETBie (Selection for Enhanced Tolerance in Bees) in Baden-Württemberg, das wertvolle Erkenntnisse für die
züchterische Praxis liefert. Es zeigt vor, wie die wichtigen Merkmale durch gezielte Selektion in der Zucht gefördert werden können. Der Weg zu einer gewünschten Varroaresistenz für alle Völker,
also für die breite Masse, ist aber noch sehr steinig und lang.
Drohnen im Fokus

Anna Perner widmete sich in ihrem Vortrag der oft unterschätzten Rolle der Drohnen. Sie gewährte praxisnahe Einblicke in deren gezielte Aufzucht, Auswahl und Haltung. Dabei hob sie hervor, dass Drohnen nicht nur zur Paarung notwendig sind, sondern aktiv zur Weitergabe wertvoller genetischer Merkmale beitragen. Ihre Aufzucht muss daher sorgfältig geplant werden, um gewünschte Eigenschaften - etwa Hygieneverhalten oder Sanftmut - effektiv in der Population zu verankern.
Resistenzmerkmale
Dr. Thomas Druml stellte die methodische Erhebung von Resistenzmerkmalen in der Praxis vor. Im Zentrum seines Beitrags stand die Auszählung von SMR-Zellen (Suppressed Mite Reproduction), ein weiterer Indikator für das Nichtvermehrungsverhalten der Milbe im Brutbereich. Druml erklärte, wie solche Daten systematisch erfasst und in die züchterische Auswahl integriert werden können. Er betonte die Wichtigkeit standardisierter Verfahren, um belastbare Aussagen über die Leistungsfähigkeit einzelner Linien zu treffen. Dazu laufen aktuell auch in Österreich Projekte, die er aktiv mitgestaltet.
Zuchtsaison 2025

Aktuell ist in Kärnten auf den neun aktiven Belegstellen die Zuchtarbeit noch voll im Gang. Ziel in der Zucht ist es, besonders friedliche, leistungsstarke und krankheitsresistente Völker zu fördern. Weil Bienen sich frei verpaaren, erweist sich die gezielte Kontrolle der Vererbung als Herausforderung. Durch die geringe Bienendichte in den Bergen ermöglichen Gebirgsbelegstellen eine gezielte und kontrollierte Königinnenzucht. Züchterinnen und Züchter haben nur ein kurzes Zeitfenster, von Mai bis Ende Juli - abhängig von Witterungsbedingungen, welches für die aktive Zuchtarbeit genutzt werden kann.
Auf den Kärntner Belegstellen finden auch immer wieder Exkursionen statt. Erst kürzlich trafen sich Lehrkräfte der Landwirtschaftlichen Fachschulen Kärntens im Zuge eines Imkerei-Seminars auf der Valentinalm in Hermagor.
